Traumort Mallorca

"Schafe und Hühner sind unsere Nachbarn"

Vor einigen Jahren entdeckte das Ehepaar Susann Barczikowski und Bernd Bertschat die Insel Mallorca für sich. Wegen der Corona-Krise waren Reisen dorthin lange nicht möglich. Im Samstags-Interview mit Petra Ihm-Fahle erzählt Susann, wie sie die Insel nun erlebt.    

Café im Dorf (Foto: privat)

Petra: Deine zweite Heimat ist Mallorca, aber Du warst lange nicht mehr dort. Wieso?


Susann: Mallorca ist für mich ein Traumort. Die Insel mit nur ein paar Worten zu beschreiben, ist nicht einfach. Die Vielfalt der Landschaft, das wunderbare Meer, unsere mallorquinischen Freunde und natürlich unser Haus auf dem Land möchte ich nicht mehr missen. Wir haben das Glück, hier weitab vom Tourismus, mitten in einer alten Kulturlandschaft zwischen Wiesen, Feldern und Weinbergen leben zu dürfen. Schafe und wilde Hühner sind unsere Nachbarn …ein perfekter Rückzugsort für uns! Während der Corona-Krise und dem Lockdown war es natürlich nicht möglich, hierher zu kommen. Das war für uns schlimm, aber es war eben so.

 

Wilde Hühner im Garten (Foto: Susann Barczikowski)

Petra: Mit welchen Gefühlen seid ihr nun aufgebrochen?

 

Susann: Wir habe lange überlegt, wann der richtige Zeitpunkt ist. Wir haben für uns die Risiken abgewogen. Ich bin der Meinung, dass wir mit dem Virus auf unbestimmte Zeit leben werden müssen. Aber das bedeutet für mich nicht, nur noch zuhause zu bleiben. Die Gefahr, krank zu werden, ist überall gegeben.


In bester Nachbarschaft mit mallorquinischen Schafen (Foto: Susann Barczikowski)

Petra: Was war an der Reise anders als sonst?

 

Susann: Das Reisen selbst war entspannter als sonst. Der Flughafen war relativ leer. Die Passagiere rücksichtsvoll und das Flughafenpersonal sehr zuvorkommend. Natürlich gehörten die Hygieneauflagen dazu, das Tragen von Masken, das Desinfizieren der Hände. Aber das empfinde ich angemessen. Ein Restrisiko bleibt, das ist mir bewusst. 

Wünschenswert wäre, dass im Flugzeug die Mittelplätze frei blieben. Dann wäre das Abstandhalten an Bord leichter. 

 

Eine Orange wächst aus dem Stamm eines alten Orangenbaums im Garten (Foto: Susann Barczikowski)

Petra: Wie war es, Mallorca nach so langer Zeit wiederzusehen?

 

Susann: Es war und ist ganz wunderbar. Ich habe mich sehr auf die doch sehr vertraute Umgebung, unser Haus und natürlich auf unsere Freunde hier gefreut. Wir haben zwar während der Krise telefoniert oder Mails geschrieben, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man sich trifft und „live“ miteinander spricht. Auch wollten wir in der Finca nach dem Rechten sehen …

 

Traumstrand im Südosten (Foto: Susann Barczikowski)

Petra: Wie erlebt ihr die Insel während der Corona-Krise?

 

Susann: Es ist ziemlich ruhig hier. Kaum Flugzeuge am Himmel … Das empfinde ich als sehr angenehm. Die Hygieneregeln sind streng, und die Menschen in unserem Umfeld halten sich strikt daran. Mehr als in Deutschland. Die Angst ist groß. Das spüren wir. Aber die Insel beziehungsweise die Leute hier sind trotzdem sehr gespalten. Die Balearen, Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera sind bisher gut durch die Krise gekommen. Im Vergleich zum Festland gab es auf den Inseln wenige Infektionen und Todesfälle. Aber wahrscheinlich auch deshalb, weil es in ganz Spanien einen harten Lockdown gegeben hat. In den Medien wird berichtet, dass Strände wegen Überfüllung wieder geschlossen werden müssen, weil zu viele Urlauber da sind. Das ist die eine Seite, die andere ist, dass die Inseln vom Tourismus leben. Existenzen hängen davon ab. Hotels, Restaurants, Ferienvermieter, Geschäfte und viele andere auch. Die sind durch die Krise einem extremen Kampf ausgesetzt.


Wilde Küste im Osten der Insel (Foto: Susann Barczikowski)

Petra: Zum Beispiel?


Susann: Das Klosterrestaurant von San Salvador in Felanitx muss schließen. Die Familie, die das geschichtsträchtige Restaurant seit 1927 in der dritten Generation führt, kann nach eigenen Angaben die Miete nicht mehr aufbringen. Das Bistum von Mallorca  bleibt hart, heißt es. Keine Miete, kein Restaurantbetrieb. Dass damit ein Stück Tradition, etwas Ursprüngliches verloren geht, ist schlimm. Einheimische befürchten, dass Investoren jetzt auf dem Klosterberg irgendein beliebiges Restaurant etablieren wollen, eines, was es tausendfach und überall gibt. Damit verschwindet die die typische mallorquinische Küche und ein Ort, der von Einheimischen und von Touristen geschätzt wurde.


Blick vom Klosterberg über die Insel (Foto: Susann Barczikowski)

San Salvador ist für mich ein magischer Ort. Ich hoffe sehr, dass seine positive Energie und die besondere Ausstrahlung trotz allem noch lange erhalten bleibt.


Kulturlandschaft vor der Tür. Im Hintergrund die Bergsilhouette der Serra de Tramuntana (Bild: Susann Barczikowski)



 

 

 

Kommentare

  1. Ja das was Susann für Mallorca aussagt kann ich 1:1 auch für Kreta bestätigen. Es ist eine Ambivalenz zwischen Hoffen auf Tourismus und Bangen das sie den Virus nicht mitbringen. Die Insel ist ebenfalls von Corona weitestgehend verschont geblieben. Die Ruhe war einfach toll. Andererseits hängen Existenzen ab. Es bleibt spannend.

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