In der Rhön

 Laufen ist Meditation

Wegen der Corona-Krise zog Ernesto Filippelli es diesen Herbst vor, Urlaub in der Rhön zu machen und die stille Landschaft zu genießen. Was ihm das gegeben hat, schildert der Bad Nauheimer im Samstags-Interview mit Petra Ihm-Fahle. 

2020 verbringt Ernesto seinen Urlaub in der Rhön (Bild: Ernesto Filippelli)

Ernesto, wo hast du in diesem Herbst deinen Urlaub verbracht?

Ich war für vier Tage in der Rhön als alternativer Urlaub. 


Erholsame Landschaft (Bild: Ernesto Filippelli) 
Wie kamst du ausgerechnet auf die Rhön?

Wegen Corona. Es ist nicht so weit, 80 Kilometer entfernt von Bad Nauheim. Die Zahlen sind gestiegen und deshalb wollte ich nicht ins Ausland reisen. Als Jugendlicher habe ich in Fulda gewohnt und die Rhön ist in der Nähe. Aber als ich in der Gastronomie gearbeitet habe, hatte ich keine Zeit und war außerdem lieber in der Diskothek oder mit Mädchen unterwegs. In Fulda sind meine Verwandten, meine Cousins und ich konnte es kombinieren. 

Nebliger Weg auf die Wasserkuppe (Bild: Ernesto Filippelli) 

Womit wolltest du deinen Urlaub füllen?

Dieses Mal war es für mich ein Mini-Jakobsweg. Ich war 2013 auf dem Jakobsweg und auch im Oktober in Spanien unterwegs, es war nun die gleiche Zeit wie vor sieben Jahren. Dieses Jahr wollte ich auch eine kleine Wanderung machen. Ich hatte relativ viel Stress auf der Arbeit gehabt, vor mir stehen Entscheidungen. Da habe ich mir gedacht: Okay. Laufen, wandern und in sich gehen ist eine gute Gelegenheit, zu sich zu kommen und Klarheit zu schaffen. 

Laufen im Regen (Bild: Ernesto Filippelli) 

Wie kann man sich das vorstellen?

Laufen ist eine Art Meditation. Du kannst Schubladen sortieren, aufräumen, ausräumen, einräumen. Ich habe wieder meine Wanderschuhe rausgeholt, die ich längst nicht mehr benutzt hatte. Mein Hotel war in Gersfeld. 

Blick in die Weite (Bild: Ernesto Filippelli) 
Ich bin von dort Richtung Wasserkuppe hochgegangen, das sind ungefähr acht, neun Kilometer vom Hotel aus hin. Wie damals auf dem Jakobsweg habe ich nur Regen erwischt, nur schlechtes Wetter. Die erste Stunde war trocken und dann langsam fängt der Regen an.


(Foto: Ernesto Filippelli)

Ist das nicht sehr ungemütlich?

Ich habe überlegt: Soll ich zurück ins Hotel, in die Sauna gehen? Aber ich bin weitergelaufen bis zur Wasserkuppe. Es war Nebel, man hat gar nichts von der Landschaft gesehen. Aber egal, ich war am Ziel angekommen. Dann bin ich wieder runtergelaufen. Weil ich meine Schuhe lange nicht benutzt hatte, haben meine Füße wehgetan. 

Nach sieben Jahren holt Ernesto die Wanderstiefel wieder hervor. (Bild: Ernesto Filippelli) 

Aber der Regen war so schön, es war wie unter dem Wasser laufen – eine Art Meditation. Die Last, die Negativität, die man im Alltag sammelt, war weg. Je mehr ich den Berg runterkam, desto mehr war ich erleichtert. Am gleichen Tag hatte ich Massageanwendungen und Sauna. Das hat sehr gutgetan. 

Und danach geht's zur Massage (Bild: Ernesto Filippelli) 

Wie hast du dich danach gefühlt?

Ich fühlte mich zurück katapultiert an den Jakobsweg. Das kann man auch hier machen. Den Jakobsweg kann man auch hier finden und das ist wirklich wertvoll, vom Alltag wegzugehen, sich Zeit zu nehmen, in die Berge, die Natur und einfach weg. 

Ursprüngliche Natur (Bild: Ernesto Filippelli) 
Das ist so effektiv, da bist du wieder bei dir. Mir hat das gutgetan. Diese Mini-Wanderung hat mich auch inspiriert, der Weg ist das Ziel, aber der Weg war auch nass. Ankommen ist ein schönes Gefühl, es hat mich inspiriert, ein neues Bild zu malen.  


Ein neues Bild entsteht. (Bild: Ernesto Filippelli) 

Wie war die Situation im Hotel?

Es war das erste Mal, dass ich in der Corona-Zeit in einem Hotel war. Das war schon anders als sonst, die Leute liefen mit Maske rum. Das Hotel war ländlich gelegen, es war voll. Es war ein kleines Wellness-Hotel, von Familien bis zu älteren Leuten. Ich war der einzige, der alleine war, ich habe immer allein gegessen. 

Essen a la carte - wegen der Corona-Krise (Bild: Ernesto Filippelli) 

Es gab Buffet, aber ich habe à la carte gegessen, weil ich in der Corona-Zeit nicht an ein Buffet gehen möchte. Die Atmosphäre, mit den Masken, die Abstandsregelung, das war schon ein bisschen komisch. Klar, man gewöhnt sich, aber es fehlt diese Lockerheit. In die Sauna konnten nicht mehr als fünf Leute. Ein gewisses Urlaubsflair hat gefehlt. 


Trotz des schönen Hotels fehlte Ernesto ein gewisses Urlaubsflair. Das lag an der Corona-Krise. (Foto: E. Filippelli)

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