Reisen in der Fantasie
Petra: Seit einiger Zeit unternimmst du virtuelle Reisen und berichtest auf Facebook darüber. Wie bist du auf die Idee gekommen, Yvonne?
Yvonne: Schon während der Lockdown-Zeit zu Hause hatte ich das Gefühl, an den Wochenenden etwas Besonderes machen zu müssen, um den Unterschied zwischen Wochentag und Wochenende zu spüren. Ich habe etwa einen Lesemarathon oder einen Disneyfilm-Marathon veranstaltet. Die Idee zum virtuellen Reisen am Wochenende kam über das Gespräch mit einem Kollegen und Freund von mir auf. Wir sprachen übers Spanischlernen, den Roman Don Quijote und Ron Miel, Rum mit Honig von den Kanaren. Das brachte mich auf die Idee, ein Spanien-Wochenende einzulegen. Als ich ihm davon erzählte, sagte er, ich könne doch eine Fantasie-Reiseagentur gründen. Inzwischen plane ich stattdessen ein Buch über meine Fantasiereisen.
Literatur und Gespräche geben den Anstoß. (Foto: Yvonne Pioch) |
Petra: Wo warst du bisher überall?
Yvonne: Bisher war ich in Spanien, in einem Wellness-Hotel und in Ägypten. Inzwischen habe ich aber viele Reisetipps bekommen, darunter auch solche für Reisen, die man in Wirklichkeit gar nicht machen könnte. Es sind sicherlich genug Ideen für ein Jahr da.
Ideen sind genügend da. (Foto: Yvonne Pioch) |
Petra: Nach welchem Konzept gehst du vor?
Wellness nach Stresstagen (Foto: Yvonne Pioch) |
Petra: Hast du anschließend das Gefühl, tatsächlich dort
gewesen zu sein?
Spanien kennt Yvonne schon seit vielen Jahren. (Foto: pv) |
Petra: Lernst du etwas dabei?
Yvonne: Unbedingt. Ich befasse mich ständig mit neuen Dingen, etwa wenn ich mit YouTube Flamencotanzen übe, eine Doku über die Geschichte Ägyptens anschaue oder über landestypische Küche recherchiere. Die geistige Einfühlung ist deutlich leichter als die emotionale. Man geht zufrieden aus dem Wochenende, wenn man neue Dinge ausprobiert hat. Wichtig ist aber, sich auch genug Erholungsphasen zu gönnen, denn im realen Urlaub ist man ja auch kein Eindruck-Jäger. Manchmal liegt man einfach faul am Pool. Die Mischung ist wichtig für eine gelungene Fantasiereise.
Eine Doku tragt dazu bei, sich über das Land zu informieren. (Foto: Yvonne Pioch) |
Petra: Welche Rolle spielt Kleidung dabei?
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Petra: Deine Freunde konnten auch sehen, dass du Post verschickst. Nur fürs Foto oder wirklich?
Yvonne: Seit Neuestem verschicke ich Postkarten von meinen Reisen. Ich habe mir dazu Postkartenkalender von Traumreisezielen bestellt. Manchmal ist mein Reiseland nicht dabei, aber da bin ich großzügig. Wenn Wüste drauf ist, ist es Ägypten. Und ich fange jetzt an, Kühlschrankmagneten von den Orten zu sammeln, an denen ich war.
Postkarten gehören zum Urlaubserlebnis dazu. (Foto: Yvonne Pioch) |
Petra: Isst du landestypisch?
Yvonne: Ja, Essen ist eine tolle Möglichkeit für die Einfühlung. Man kennt das ja, welche Begeisterung ein leckeres Essen im Urlaub auslösen kann. Noch heute schwärme ich von diesem Schokoladentörtchen auf der Champs-Élysées, das ich mit 23 gegessen habe. Deshalb probiere ich immer, landestypisch zu kochen. Beim Rewe schalte ich meinen Landesfilter ein - in den Einkaufswagen kommt nur, was zu dem Land passt. Bei Spanien hatte ich ein Kochbuch, das ich mir mal auf den Kanaren gekauft hatte. Orientalische Rezepte habe ich in meinen Weight-Watchers-Kochbüchern teilweise gefunden.
Beim Einkaufen schaltet Yvonne den Landesfilter ein. (Foto: Yvonne Pioch) |
Petra: Wohin wolltest du in diesem Jahr tatsächlich reisen?
Yvonne: Ich wollte eigentlich mit einer Freundin nach Amsterdam und mir zwei Museen anschauen. Zum Glück haben manche Museen auch Apps, beispielsweise der Prado oder der Louvre. Für Amsterdam habe ich das noch nicht recherchiert. Mal wieder nach Spanien zu reisen, steht seit mehreren Jahren auf meiner Liste, es ist vielleicht mein Lieblingsland. Deshalb war das für mich naheliegend.
Petra: Verändern sich die Fantasiereisen, je mehr die Lockerungen in der Corona-Krisen einsetzen?
Yvonne: Es kann sehr spannend sein, die allmählichen Öffnungen nach dem Lockdown mit in seine Reiseplanung einzubinden. Beispielsweise hat der kürzlich wieder eröffnete Palmengarten mir bei meiner Ägyptenreise gute Dienste geleistet.
Im Palmengarten nach der Lockerung. (Foto: Yvonne Pioch) |
Yvonne
Pioch ist 39 Jahre alt, Job Coach und Deutschlehrerin bei der VHS Wiesbaden. Sie wohnt in Frankfurt-Sachsenhausen.
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